 Runland
Runland ist eine Fantasywelt, die irgendwann im Januar 1988
ihre erste Gestalt bekam, in Form einer Landkarte, die ich auf
ein Din A 4 – Blatt zeichnete. Eine Historie dieser Welt gab es
damals noch nicht. Erst mit jener Karte wuchs allmählich eine
Geschichte in meinem Kopf heran, in der Runlands unterschiedliche
Völker Konturen bekamen. Jahre später veröffentlichte ich in
meinem ersten Roman „Der Harfner und der Geschichtenerzähler“
die Abenteuer von Margon und Callis. Ich beschrieb darin längst
nicht jede einzelne Region von Runland, aber dennoch hatte ich
von Anfang an klare Vorstellungen über das Aussehen der Welt,
die meine beiden Hauptfiguren bereisten.
Die Beschaffenheit der Welt von Runland
Runland ist der einzige bekannte Kontinent dieser
gleichnamigen Welt. Er ist völlig von der See umgeben. Es gehen
zwar Gerüchte um, dass irgendwo in der Weite der Meeres noch
andere Landmassen existieren sollen, aber niemand weiss es mit
Sicherheit. Den Bewohnern Runlands ist die Schiffahrt bekannt,
aber sie beschränkt sich vor allem auf das Segeln in Küstennähe.
Hochseefischerei wird fast gar nicht betrieben, denn die Gewässer
sind tückisch und wild. Runlands Norden besitzt eine
Landschaft, die an Westeuropa erinnert. Wildland und Felgar haben
ein Klima wie in Skandinavien, während in den etwas südlicher
gelegenen Nordprovinzen ein Wetter wie nördlich der Alpen
vorherrscht. Der äußerste Süden des Kontinents weist in
Landschaft und Klima Ähnlichkeiten zu Mittelmeerländern wie
Spanien oder Griechenland auf. Eine gewaltige Gebirgskette
teilt Runland in eine östliche und eine westliche Hälfte. Sie
wird „Meran Ewlen“ genannt, was soviel wie „Blaue Berge“
bedeutet. Die südlichen Meran Ewlen ziehen sich von Therandor
bis hin zu den Eisenbergen, die eine gewaltige Hochebene mit
vielen Sümpfen umschließen. Die nördlichen Meran Ewlen reichen
von Cir Calfang bis zu den Meldaanbergen, mit denen das dicht
bewaldete Wildland beginnt. Da es nur wenige Pässe über die
Blauen Berge gibt, ist es für Handeltreibende wie für Reisende
einfacher, die Küsten mit Schiffen zu befahren. Die meisten
Städte Runlands liegen am Meer. Im Landesinneren finden sich vor
allem Dörfer und Gehöfte.

Runlands
Völker
Menschen Obwohl die Menschen das
zahlenmäßig größte Volk von Runland sind, so waren sie
ursprünglich doch nicht dort beheimatet gewesen. Ihre eigene
Welt war viel weiter entwickelt. Sie wurde vor undenklich langer
Zeit in einem gewaltigen Krieg, den die Menschen gegeneinander
führten, völlig verwüstet und unbewohnbar gemacht. Einer
kleinen Anzahl von Menschen gelang es, durch ein magisches Portal
nach Runland zu flüchten, wo sie sich im Laufe der folgenden
Zeitalter allmählich mehr und mehr ausbreiteten. Sie gründeten
Städte und Reiche. An ihre ursprüngliche Heimat erinnern sie
sich bis auf wenige Bruchstücke aus alten Erzählung kaum mehr.
Selbst ihre Ankunft in dieser Welt wurde für sie allmählich zu
einer Sage. Die Endarin, die schon in Runland lebten, als sich
für die Menschen das Portal dorthin öffnete, nannten diese
daher immer „Temari“, „die Fremden“. Sie selbst wiederum
werden von den Menschen „Elfen“ genannt, in Erinnerung an ein
den Endarin ähnliches Volk aus den alten Märchen der
untergegangenen Menschenwelt. Bei weitem nicht alle Menschen
in Runland sind seßhaft. Die Vorfahren der Wildlandbewohner
waren Jäger, die Tierherden folgten. Viele ihrer Nachkömmlinge
ziehen noch immer in Großfamilien durch ganz Runland. Die
Stadtbewohner und Bauern nennen sie „Stromer“. In Aligonyar
und den Steppen von Ceranth leben seit alters her rinderzüchtende
Nomaden. Zu keiner Zeit bildete sich ein Reich der Menschen
heraus, das ganz Runland beherrscht hätte. In einzelnen Gegenden
entstanden Clans und Königreiche, in anderen wiederum
Stadtstaaten, die von einem Ältestenrat geleitet wurden. Nur
einmal wäre Runland fast unter einem einzigen Herrscher vereint
worden, einem Mann namens Melander, dessen Geist von einem Dämon
beherrscht wurde. Mit einem Heer von Nomaden und Kriegern aus den
von ihm eroberten Südprovinzen überzog er das Land mit Krieg,
doch ein Bündnis der Endarin und der Städte des Nordens
besiegte ihn in der legendären Schlacht auf der Hochebene von
Tool. Dieses Ereignis beendete die Epoche, die als Runlands
früheste Geschichte gilt. Als „die Alten Tage“ ging sie in
das Reich der Mythen ein.
Endarin Über das Volk der
„Erstgeborenen“, wie sie auch genannt werden, wissen die
Menschen nicht viel. Die Elfen leben sehr zurückgezogen in den
Mondwäldern, einem riesigen Waldgebiet im Osten Runlands. Sie
erlauben nur sehr wenigen, ihr Land zu betreten. Die Endarin
besitzen im Gegensatz zu den Menschen eine schier unbegrenzte
Lebensdauer. Nur sehr schwere Krankheiten oder Verletzungen
können ihrem Dasein ein Ende setzen. Es heißt, dass es in
Runland noch immer Endarin gibt, die sich an die frühesten Tage
der Schöpfung erinnern können. Warum sich das Volk der Elfen
vor vielen Jahrhunderten in zwei Reiche trennte, ist den Menschen
ebenfalls nicht bekannt. Sie wissen nur, dass die Endarin
ursprünglich in Aligonyar, dem Land der Fünf Seen, beiheimatet
waren und es irgendwann verließen. Ein Teil von ihnen suchte die
Mondwälder auf, ein anderer Teil zog nach Norden und gründete
im heutigen Felgar, das damals noch nicht von Menschen bewohnt
war, das Reich von Eilond. Sie wurden die „Dunkelelfen“
genant, weil sich ihr Reich vor den Augen von Fremden in Schatten
verbarg und sich schließlich völlig von der Welt Runlands
trennte. Heute ist nicht mehr bekannt, wohin sie verschwanden
oder ob es sie noch immer gibt.
Zwerge Die Zwerge heißen bei den Endarin
auch „Mahar Meran“, „Jene von den Bergen“, denn die Berge
sind ihre Heimat. Als die Menschen noch weniger zahlreich waren,
besaß dieses Volk große unterirdische Festungen im
Meldaangebirge des Nordens und in den Meran Ewlen. Doch diese
Tage sind lange vorbei. Inzwischen leben sie vor allem in den
Eisenbergen, wo sie Metalle schürfen und bearbeiten. Sie treiben
regen Handel, indem sie ihre Waren bis zu den entferntesten
Gegenden bringen, aber ihre Clanbehausungen sind jenen, die nicht
selbst zum Volk der Zwerge gehören, verschlossen.
Sagen
und Mythen
Die Menschen besitzen beinahe gar keine Erinnerungen mehr an
ihre untergegangene Welt, aus der sie nach Runland flüchteten.
Ihre Geschichtenerzähler kennen noch Namen wie die von König
Arthur und seinen Kriegern, aber es sind nur einzelne Bruchstücke
eines Mosaiks, das schon vor langer Zeit zerstört wurde. Was sie
von der Welt wissen, geht vor allem auf die Endarin zurück, von
denen sie in den ersten Jahren seit ihrer Ankunft in Runland
beschützt und unterwiesen wurden. Die Elfen erzählten ihnen
vom Anfang aller Dinge, als die Uranfängliche Leere ihr Auge
öffnete und die ersten beiden Wesen entstanden: der Rote Drache
des Chaos und der Weiße Drache der Ordnung, deren Ringen
miteinander bis zum heutigen Tag das Sein ins Leben ruft. Das
Schicksal allen Seins aber träumt die Göttin Cyrandith, die
Schicksalsweberin, in ihrer Festung Carn Wyryn in der Mitte des
unergründlichen Abyss, der die Welt der Urmächte von den Welten
der Schöpfung trennt. Die Menschen Runlands verehren sie und
erzählen sich Legenden von ihr und ihrem Gefährten, dem Dunklen
König, der im Sommerland die Seelen der Toten beschützt, bis es
Zeit für sie ist, erneut wiedergeboren zu werden. Doch die
Endarin wissen, dass sie keiner Verehrung bedarf und keine Opfer
verlangt, denn alles, was sie träumt, ist ihr gleich wertvoll,
das Schreckliche wie das Schöne, und es ist nicht bekannt, ob
sie jemals in den Lauf der Dinge eingreift, die sie träumt.
Manche glauben, dass sie es war, die das Tor zwischen den Welten
öffnete, durch das die Menschen aus ihrer zerstörten Heimat in
die Welt von Runland flüchten konnten.
Wer aber erschuf die Rasse der Menschen? Waren die
geheimnisvollen Endarin schon immer in Runland beheimatet? Wer
sind sie wirklich? Woher kommen die entsetzlichen Wesen, deren
Gestalt an feurige Schlangen erinnert, und die schon seit langen
Zeitaltern auf der Suche nach der Welt von Runland sind?
Antworten auf diese Fragen finden sich in meiner neuen
Romanserie „Runlandsaga“, die seit März 2008 im Otherworld
Verlag erscheint.

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